Rattengift

 

Auf dem Spaziergang der Wyna entlang im Beromünsterer Moos schnüffelt unser Hund an etwas. «Sii loh!» rufe ich, das ist der antrainierte Befehl, der auch (meistens) Wirkung zeigt. Den Befehl brauche ich sehr häufig - zu häufig - weil unsere Hündin alles erschnüffelt (ob das von «Schasu» kommt?). Aber was liegt denn da nun wirklich? Ein Plastiksäckli mit Süssigkeiten? Das weisse quadratische Säcklein ist leicht aufgerissen und darin erkenne ich rote Getreidekörner. Da ich etwas «vom Fach» bin, ahne ich schon, dass es sich um ein Rattengift handeln könnte, was mir durch den Aufdruck dann auch bestätigt wird. Die Getreidekörner werden als Köder eingesetzt und mit Coumarinderivaten (Gerinnungshemmern) versetzt. Die Aufnahme einer genügend grossen Menge kann dazu führen, dass das Tier bei der kleinsten Verletzung stark und unstillbar bluten würde. Auch Lungenblutungen beim Husten, Blutungen beim Schlucken, im Darm oder an anderen inneren Organen können vorkommen. Das Gift wirkt oft erst zeitlich verzögert, ist aber, je nach Wirkstoff nach dessen Aufnahme noch wochenlang im Körper wirksam. Haben Sie den Verdacht, dass ihr Tier Rattengift gefressen hat, so nehmen Sie das Gift inklusive Verpackung mit, und suchen unverzüglich einen Tierarzt auf, welcher den Hund zum Erbrechen bringen kann und vorsorglich Vitamin K1 verschreibt um die überlebenswichtige Gerinnung aufrecht zu erhalten. Eigentlich darf das Rattengift nur in geschlossenen Räumen oder in extra dafür gemachten Köderboxen ausgelegt werden, damit keine Heimtiere oder Kinder Zugang dazu erhalten. So ist es mir ein Rätsel, wieso an diesem Bachabschnitt Giftköder gefunden wurden, denn ich weiss noch von zwei weiteren Fundmeldungen. Ich verstehe, dass Landbesitzer es nicht schätzen, wenn man über ihr Grundstück läuft. Durch die vielen Spaziergänger mit Hund ist bereits ein Trampelpfad entstanden, welcher zum Durchgehen einlädt und einen schönen Rundgang im Moos ermöglicht. Etwas Grosszügigkeit, und im Gegenzug Rücksicht durch die Hundehalter (Kot auflesen), oder ein Schild (wie anderorts vorgemacht) wären angebracht. Nicht aber das Gift, denn die Hunde können nun wirklich nichts dafür. Glücklicherweise sind uns bis jetzt aber noch keine Vergiftungsfälle in der Praxis vorgestellt worden.