«Sind meine Hühner ächt ohne Güggel wirklich glücklich?»
Diese Leserfrage erreichte mich kürzlich. Nun bin ich ja wirklich nicht als Geflügelspezialist bekannt, aber die Frage interessierte mich auch selber. Und so kann ich nach ausführlichen Recherchen der besorgten Besitzerin von Lotti, Helga und Marlies, so heissen die Hühner nämlich, die beruhigende Antwort geben, dass sie zweifelsfrei auch ohne Güggel glücklich sind. Güggellose Hühnerhaltung ist kein Problem, ja es macht sie sogar etwas einfacher, weil man sicher ist, dass die Eier nicht befruchtet werden, wofür die Güggel ja verantwortlich sind. Und auch die Nachbarn werden es schätzen, nicht immer durch das ständige «Kikeriki» des Hahns gestört zu werden. Eine weitere Aufgabe des Güggels ist es «Chef zu sein», für Ordnung zu sorgen und die Herde gegen Feinde zu beschützen. Interessanterweise übernimmt nun in der güggellosen Haltung meistens eines der Hühner in der Hierarchie diese Aufgabe und sorgt für Ordnung und Schutz, ist also sozusagen Güggel-Stv.. Ich muss die Besitzerin dann fragen, ob die Hühnernamen von lebenden Personen abgeleitet sind und ob die Hierarchie in ihrer Herde Parellelen zu den Namensgeberinnen aufweist? Wichtiger als der Güggel ist eine artgerechte Haltung für das Wohlbefinden der Hühner: gute Einstreu auch mit Sand für das Sandbad, genügend Platz für das Flügelschlagen, geeignete und richtig angebrachte Sitzstangen und dunkle weiche Legenester, artgerechtes Futter, Wasser zur freien Verfügung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Schutz vor Feinden und Witterung. Hobbymässige Geflügelhaltung muss ausserdem dem kantonalen Veterinäramt gemeldet werden, damit die Besitzer bei einer Seuchenlage informiert werden könnten. Der Nachteil der güggellosen Haltung ist einzig, dass es kein Nachwuchs gibt, wenn die Eier nicht befruchtet werden. Also z.B. an Ostern keine Küken schlüpfen. Denn dafür werden die Eier ja gelegt und nicht etwa um uns feine Frühstücks-Eier zu produzieren. Würde man den Hühnern die Eier nicht wegnehmen, so würden sie nach ca. 5-10 Eiern im Gelege mit dem Legen aufhören und die Eier ausbrüten bis die Küken schlüpfen. Wir «verseckeln» (entschuldigen sie das Wort, aber es passt besser als «täuschen») die Hühner also, indem wir ihnen die Eier wegnehmen, damit sie uns immer schön weiter mit frischen Eiern versorgen. Nun müsste man also die Leserfrage in dem Sinne anpassen: «Sind meine Hühner traurig, wenn ich ihnen die Eier wegnehme?»