Unglückliche Katze

 

Der Unterbauch bei der 12-jährigen Hauskatze „Luna“ ist fast nackt. Anscheinend leckt sie dauernd an dieser Stelle. Die Haut selber ist unverändert und es ist kein Grund für das Lecken zu erkennen. Weder Parasiten noch eine Allergie, Pilz- oder andere Infektion kommen als Ursache in Frage. Die Veränderung mit den abgebrochenen Haaren ist aber recht typisch für gestresste Katzen mit psychischen Problemen. Sie lachen jetzt vielleicht und stellen sich die Katze bereits beim Psychiater auf der Coach vor. Den Besitzern vergeht aber das Lachen, denn nun macht die Katze auch Urin überall in der Wohnung. Leider kann uns die Katze nichts über ihr emotionales Leid erzählen, aber die Besitzer beobachten, wie sie geduckt und hastig durch die Wohnung eilt, sich hinter dem Sofa oder unter einem Möbelstück versteckt, oder verängstigt nach draussen schaut, wo zwei junge Katzen seit letztem Jahr die Umgebung unsicher machen. Zur gleichen Zeit, als die jungen Katzen Einzug hielten und sogar vor Luna’s Zuhause keinen Halt machten, musste ein Familienglied an Stöcken gehen und so hatte es begonnen, dass sich Luna bei jedem Geräusch versteckte, kaum gesehen wurde, und draussen unsicher und geduckt rumschlich. Das kann so nicht weitergehen. Ein Pheromon Spray, welcher Wohlfühlgerüche in der Wohnung verbreitet, hat nicht geholfen, ebenso wenig wie Bachblüten. Die Frage ist, ob sich die Katze an einem anderen Ort, wo sie alleine wäre, besser fühlen würde? Aber wer getraut sich das auszuprobieren, wenn sie dann unsauber ist? Soll ein Versuch mit einem Aufenthalt im Tierheim gemacht werden? Dort riecht es aber noch viel mehr nach Katzen? Müsste man eine/n Tierkommunikator/in zu Rate ziehen? Manchmal ganz erstaunlich, was man da erfährt…. Nach Rücksprache mit einer Spezialtierärztin für Verhaltensmedizin versuchen wir Luna vorerst mit einem Psychopharmakon zu helfen, welches sie aber täglich einnehmen muss, was bei einer Katze gar nicht so einfach ist. Nun warten wir ab, wie sie darauf reagiert. Ob es geholfen hat, erfahren sie dann in einer der nächsten Ausgaben. Sollten sie vielleicht sogar bereit sein, Luna für 2 Wochen probehalber bei sich aufzunehmen (als Einzelkatze) so melden Sie sich doch gerne bei uns.

 

Unglückliche Katze, 2.Kapitel

 

Vor einigen Wochen habe ich Ihnen von „Luna“, der 12-jährigen Katze erzählt, die sich nicht mehr nach Draussen wagte, geduckt und unsicher in der Wohnung rumschlich, sich den Bauch nackt geleckt hatte und unsauber wurde. Hier die Fortsetzung, welche ich Ihnen versprochen habe: Die Besitzerin nahm mit der Verhaltensmedizinerin Kontakt auf und die ganze Situation wurde telefonisch nochmals ausführlich besprochen. Für Luna wurde ein Zimmer im Untergeschoss eingerichtet, wo sie ungestört war und sich bei Bedarf zurückziehen konnte. Die Besitzer besuchten sie dort auch regelmässig und spielten mit ihr. Die Fenster im Wohnbereich wurden im unteren Bereich abgeklebt, so dass die Katze nicht mehr nach Draussen blickten konnte. Zusätzlich wurde dem Futter ein Medikament mit einem Milcheiweiss beigemischt. Dieses trypsin-hydrolisiertes Casein entsteht im Darm der Welpen (und nur beim Welpen, weil beim Heranwachsenden Tier im Darm dann auf eine Pepsin-Verdauung umgestellt wird) wenn die Muttermilch verdaut wird und bewirkt eine Beruhigung der Psyche, was den Welpen beim Stillen dann auch ruhig und zufrieden macht. Als die Besitzerin Nachschub für dieses Medikament holte, berichtete sie, dass bereits nach der Konsultation in der Praxis die Katze ruhiger wurde. Merkte sie etwa, dass wir Verständnis für ihr Verhalten hatten und ihr helfen wollten? Das Medikament nahm sie gut mit dem Futter auf und es zeigte die erwartete beruhigende Wirkung. Nach einer vorübergehenden Dosisreduktion musste sie aber wieder erhöht werden, weil Luna etwas unruhiger wurde. Da das Medikament aber weder abhängig noch müde macht und auch sonst keine Nebenwirkungen zu erwarten sind, darf es gut und gerne über mehrere Monate lang verabreicht werden. Die weiteren Massnahmen trugen noch das Ihre zur Verbesserung der Situation bei und inzwischen ist die Katze stubenrein und geht auch wieder ins Freie. Lediglich die Haare am Bauch sind noch nicht nachgewachsen, was aber weder für Katze, Tierhalter noch Tierarzt beunruhigt.